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Ausgemustert: Doktorarbeit ist wichtiger
Wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule erspart 27jährigem die Zeit beim Zivildienst

Vor der Einberufung zum Wehr- oder Zivildienst zittern viele junge Männer. Eine wissenschaftliche Karriere kann ihnen die Angst nehmen. Einem 27jährigen ersparte jetzt eine Doktorarbeit die fällige Einberufung. "Eine absolute Ausnahme", kommentiert der Wittener Anwalt Bernd Podlech-Trappmann die Entscheidung des Bundesamtes für den Zivildienst, die er für seinen Mandanten durchgeboxt hat. Denn eigentlich werden Dienstpflichtige nur bei "unzumutbarer Härte" über das 28. Lebensjahr hinaus verschont. Was ist schon "unzumutbar"? Unter dieser Formulierung haben oft junge Unternehmer zu leiden. Sie fürchten, daß ihre Firma durch die Zeit der Bundeswehr oder des Zivildienstes pleite gehen wird. Das hilft ihnen aber nicht: Regelmäßig bekommen sie zu hören, daß sie für einen Vertreter sorgen müssen, der den Betrieb weiterführt. Bei Krankheit müßten sie ja ähnlich reagieren. Organisatorische Probleme und Verzögerungen seien jedenfalls nicht "unzumutbar".

Diese Argumentation bekam auch Podlech-Trappmann zu hören, als er die Zurückstellung seines Mandanten vom Dienst beantragte. Der junge Mann hatte nach Abschluß des Studiums mit seiner  Doktorarbeit an einer Ruhrgebiets-Universität begonnen. Er reichte Unterlagen über ein Stipendium ein.

Seine Professoren bescheinigten ihm zudem, daß die Unterbrechung der Arbeit gleichzeitig ihr unwiderrufliches Ende bedeuten würde.Das sei hinzunehmen, beschied ihn das Bundesamt in einem ersten Schreiben: "Die von Ihnen geschilderten Nachteile wie Verlust eines Stipendiums, Verzögerung bei Ihrer Dissertation usw. sind von Ihnen hinzunehmen." Erst der Widerspruch mit erneutem Hinweis auf die "einmalige berufliche Chance" änderte diesen Standpunkt. Nun ging auch die Behörde von "unzumutbarer Härte" aus: "Ihre Unterlagen lassen den  Schluß zu, daß eine Unterbrechung der Promotion für Sie wegen des Verlustes der jetzigen Promotionsstelle und wegen der Unmöglichkeit einer weiteren wissenschaftlichen Laufbahn eine unzumutbare Härte bedeuten würde."

WAZ 12.06.99 / Stefan Wette

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